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Demenz und Alzheimer

Alzheimer

Die Alzheimer-Krankheit ist eine degenerative neurologische Erkrankung, bei der die Funktion des Gehirns beeinträchtigt ist. Es kommt zu einem erheblichen Verlust an Hirngewebe und zu Veränderungen im Großhirn. Strukturelle Änderungen im Eiweißgewebe des Gehirns führen zu Gedächtnis- und Orientierungsverlust und zu einem Abbau des Denkens und Fühlens des Erkrankten. Entdeckt wurde die Krankheit 1906 von dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer.

Warum ein Mensch an Alzheimer erkrankt, ist bis heute unklar. Sicher ist aber, dass die Erkrankung zu einem Verlust von Nervenzellen und damit zum Abbau der Hirnsubstanz führt. Das Gehirn kann bis zu 20 Prozent seiner Masse einbüßen. Das hat zur Folge, dass die Furchen, die sich in der Hirnoberfläche befinden, vertiefen. Die Hirnkammern erweitern sich, weil das Gehirn selbst schrumpft. Diese Schrumpfung kann etwa am dem mittleren Krankheitsstadium und im Spätstadium mit Hilfe bildgebender Verfahren, etwa einem Computertomogramm oder einer Magnetresonanztomographie, dargestellt werden. Dies ist auch eine Möglichkeit, die Alzheimer Erkrankung von anderen Demenzerkrankungen abzugrenzen.

Betrachtet man die Veränderungen auf der Ebene der Nervenzellen, so zeigen sich zwei für die Alzheimer Erkrankung typische Prozesse:

  • Es bilden sich innerhalb der Nervenzellen vermehrt Bündel von Tau-Protein. Tau-Protein ist ein normaler Bestandteil in der Zelle. Bei Alzheimerkranken werden aber vermehrt Phosphatgruppen in das Tau-Protein eingebaut. Das bewirkt innerhalb der Zelle eine Störung von Transportprozessen und eine verminderte Stabilität der Zelle. Als Folge davon stirbt die Zelle ab. Bekannt sind diese Veränderungen auch unter dem Namen Alzheimer-Neurofibrillenbündel oder Alzheimer-Degenerationsfibrillen.
  • Zwischen den Nervenzellen lagern sich Eiweiß-Plaques ab, die sogenannten Amyloid-Ablagerungen. Amyloid ist ein Spaltprodukt eines größeren Eiweißmoleküls, die bei jedem Menschen vorkommen. Bilden sich verstärkt Amyloid-Verklumpungen zwischen den Nervenzellen, so unterbrechen sie die Kommunikation der Zellen. Es kann auch vorkommen, dass sich Amyloid-Plaques in den feinen Blutgefäßen des Gehirns ablagern. Dadurch kommt es zu einer verminderten Sauerstoff- und Energieversorgung betroffener Gehirnbereiche. Vermehrte Amyloid-Ablagerungen werden in seltenen Fällen durch eine Veränderung im Erbgut vererbt. Davon sind ungefähr 10 Prozent der Alzheimer-Kranken betroffen. Bei ihnen tritt die Erkrankung schon früh auf, etwa zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Besonders betroffen von den Ablagerungen ist ein spezieller Bereich des Gehirns, der Meynert-Kern oder Meynert-Basalkern. In seinen Nervenzellen wird der wichtige Botenstoff Acetylcholin produziert, der die Übertragung von Informationen von einer Nervenzelle zur anderen bewirkt. Da durch die Ablagerungen immer mehr Nervenzellen absterben, kommt es zu einem Mangel an Acetylcholin. Dadurch wird die Informationsweiterleitung im Gehirn gestört. Diese Veränderungen machen sich schon früh als Störung des Kurzzeitgedächtnisses bemerkbar und werden mit zunehmender Krankheitsdauer immer ausgeprägter.

 

Verlauf der Alzheimer Krankheit

Die Alzheimer Erkrankung verläuft nicht bei jedem Betroffenen gleich. Es gibt zwischen einzelnen Betroffenen oft erhebliche Unterschiede. Insgesamt aber zeigen sich charakteristische Phasen im Verlauf der Erkrankung, die als typisch angesehen werden können.

Die Alzheimer Krankheit beginnt langsam. Sie schreitet aber immer weiter fort. Dabei kann es zwischendurch zu stabilen Phasen kommen. Durch frühzeitige und fachgerechte Behandlung und die Verordnung entsprechender Medikamente kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden. Das verlängert die aktive Lebenszeit der Betroffenen und gibt ihnen die Möglichkeit, länger selbst handelnd am Leben teilzunehmen.

Im frühen Stadium der Erkrankung werden erste Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses und der Orientierung deutlich. Ausgehend von individuell unterschiedlichen intellektuellen Fähigkeiten kommt es zum Vergessen von Terminen, Problemen beim Verfolgen eines Gespräches, Verständnisschwierigkeiten bei abstrakten Begriffen und Wortspielen. Anspruchsvolle, komplexe Tätigkeiten können nicht mehr ausgeübt werden. Das Urteilsvermögen lässt nach und die Betroffenen meiden Entscheidungen. Wahrnehmungsstörungen können dazu führen, dass die Betroffenen Probleme beim Autofahren haben, bei früher normalen handwerklichen Arbeiten oder beim Anziehen. Die Betroffenen ziehen sich zurück. Sie sind misstrauisch und launisch auch gegenüber Familienmitgliedern. In diesem Stadium der Erkrankung sind sich die Betroffenen der Veränderungen noch bewusst. Sie reagieren häufig mit Aggression und depressiven Verstimmungen.

Das zweite oder mittlere Stadium ist gekennzeichnet durch eine verstärkte Ausprägung der bisher eingetretenen Verluste. Die Gedächtnisstörungen nehmen stark zu und weiten sich allmählich auch auf Bereiche des Langzeitgedächtnisses aus. Die Sprache wird immer reduzierter. Das Sprachverständnis lässt nach. Die Orientierung lässt stark nach. Manche Betroffenen laufen davon, sind verwirrt, frustriert und oft aggressiv. Die möglichen kognitiven Leistungen können stark schwanken. Manchmal wirken die Betroffenen fast "normal" und sind dann wieder vollständig unselbständig. Anziehen, Baden, Essen wird wegen der zunehmenden Koordinationsprobleme immer schwieriger. Wechsel im Schlaf-Wach-Rhythmus mit nächtlichem Umherwandern und Müdigkeit tagsüber. Beginnende Inkontinenz. Die Betroffenen brauchen in diesem Stadium umfangreiche Hilfe bei der Bewältigung des Alltags, sowohl bei den alltäglichen Verrichtungen wie Aufstehen, Anziehen, Essen, als auch bei der Gestaltung des Alltags.

Das dritte Stadium oder Spätstadium ist gekennzeichnet durch die vollständige Abhängigkeit des Betroffenen von der Betreuung. Es besteht eine hohe Pflegebedürftigkeit. Angehörige werden nicht mehr erkannt. Das Gedächtnis ist fast vollständig ausgeschaltet, die Sprache ist beschränkt auf wenige Wörter. Unruhe, Depressionen, Ängste und Wahnvorstellungen sind vorbei. Motorische Fähigkeiten nehmen stark ab. Betroffene können nicht mehr gehen oder aufrecht sitzen. Es treten Schluckprobleme auf, die sich steigern. Häufig vollständige Inkontinenz. Sie sind teilnahmslos und müssen zu jeder Bewegung aufgefordert werden. Die Umgebung und die eigene Person wird schließlich kaum noch wahrgenommen.

 

Demenz

Demenz ist ein Sammelbegriff für ungefähr 55 verschiedene Erkrankungen. Als kurze Definition kann man sagen, Demenz ist die Bezeichnung für einen Prozess, der sich normalerweise über Monate und Jahre erstreckt. Dabei kommt es zu chronisch fortschreitenden, degenerative Veränderungen des Gehirns die verbunden sind mit einem Verlust von früher erworbenen kognitiven Fähigkeiten

(Mit Kognition werden normalerweise Prozesse und Produkte bezeichnet wie:

  • Wahrnehmung
  • Erkennen
  • Denken
  • Schlussfolgern
  • Urteilen
  • Erinnern usw.

Störungen können beinhalten:

  • Gedächtnisstörungen
  • Denkstörungen
  • Unfähigkeit zu Abstraktionen und
  • Rigidität, das Festhalten an einer Überzeugung)

Zu den typischen Erscheinungen der Demenz gehören:

  • Zunehmende kognitive Störungen, besonders Verschlechterungen der Gedächtnisleistung (vor allem des Neugedächtnisses), des Denkvermögens, der Sprache, der Urteilsfähigkeit, der Intelligenz  und der Orientierung. Das kann sich z. B. darin zeigen, dass der Betroffene häufiger Namen vergisst, seine Schlüssel suchen muss, kein Gefühl für Zeit hat, nicht weiß, wo er sich gerade befindet oder auch Verwandte nicht mehr erkennt.

und

  • Verhaltensstörungen und Wesensänderungen. Das kann sich äußern in Merkmalen wie grundloses Nörgeln und Schimpfen, Unruhe, Misstrauen, Ängstlichkeit und Unsicherheit, Schreien und Umsichschlagen, Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus (Umherlaufen in der Nacht, tagsüber Müdigkeit), Halluzinationen oder Wahnideen, z. B. Sehen von nicht vorhandenen Gestalten

Eine Trübung des Bewusstseins - eine sogenannte quantitative Bewusstseinsstörung - liegt in der Regel nicht vor.

Die Beschwerden einer Demenzerkrankung sind kein Bestandteil der normalen Altersentwicklung und sind deshalb auch behandlungsbedürftig. Eine frühzeitig einsetzende Behandlung kann den Verlauf der Erkrankung abschwächen.

 

Ursachen einer Demenz 

  • Alzheimer-Krankheit (Anteil etwa 60 bis 70 Prozent)
  • Durchblutungsstörungen des Gehirns (Anteil etwa 20 Prozent). Verantwortlich für die Durchblutungsstörungen sind wiederholte, kleine und häufig unbemerkt gebliebene Schlaganfälle, die zu einer Unterbrechung in der Durchblutung verschiedener Gehirnareale führen. Je nachdem, welche Gehirnbereiche betroffen sind, kann es zu unterschiedlichen Ausfällen führen z. B. Sprachprobleme, Stimmungsschwankungen, Epilepsie, Halbseitenlähmungen. Risikofaktoren sind langfristig erhöhte Blutfette, Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen.
  • Mischformen und andere Erkrankungen wie
    • Pick-Krankheit: Fortschreitende Rückbildung von Gehirngewebe.
    • Chorea Huntington oder Veitstanz: Systemerkrankung des Gehirn mit Steigerung der Skelettmuskelbewegungen bei gleichzeitiger Herabsetzung des Muskeltonus.
    • Marchiafava-Bignami-Krankheit: Folgeerkrankung bei chronischem Alkoholismus.
    • Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom: Multisystemdegeneration des Zentralen Nervensystems zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr. Wird auch progressive supranukleäre Blicklähmung genannt.
    • Parkinson-Syndrom
    • Friedreich-Ataxie: Erblich bedingte Erkrankung, bei der es zu fortschreitenden Störungen im Gangbild, Gleichgewicht und zu Sprachstörungen kommt.
    • Multiple Sklerose
    • Creutzfeldt-Jakob-Krankheit: Schwammige Degeneration des Gehirns mit vielfältigen Ausfällen.
    • HIV-Erkrankung
    • chronische Vergiftungen